Patagonien

Um meine Bemerkungen zu Patagonien nicht doppelt (für Argentinien und Chile) schreiben zu müssen, sammle ich diese hier zusammen. Meine Erfahrungen beschränken sich nur auf den noch relativ warmen Norden Patagoniens.

Bedingungen

Nach dem Studium mehrerer Wetter-Diagramme, war ich zum Schluss gekommen, dass Patagonien für mich nur in der Haupt-Saison im Januar/Februar beradelbar ist. Die Haupt-Saison ging natürlich einher mit hohen Preisen, viel Verkehr und entsprechend hohem Geräusch-Anteil der Unterkunfts-Nachbarn. Insbesondere in Pucón ist nachts überall Party.

Die Mitnahme eines Zeltes ist unbedingt zu empfehlen. Es gibt viele schöne Camping-Plätze. Auf der Ruta de los 7 Lagos wird man sonst auch keine Unterkünfte finden. Bei der Unterkunfts-Suche kann man sich Zeit lassen, da die Sonne im patagonischen Sommer erst gegen 21 Uhr untergeht. Dafür scheint sie tagsüber mit hoher Intensität durchs Ozon-Loch. Man muss sich also häufig mit einem hohen Lichtschutz-Faktor einkremen.

Die Sicherheitslage in Patagonien ist absolut unproblematisch. Ich wurde jedoch oft vor Diebstählen gewarnt. Besonders auf den Camping-Plätzen sollte man die wichtigsten Sachen immer mit sich führen.

Höhenprofile & GPS-Tracks

Karten-Darstellung auf www.alltrails.com

Thilos Nord-Patagonien-Pack
(enthält alle GPS-Tracks und Wegpunkte)
565 km 2D 3D-SE 3D-SW 3D-NE 3D-NW GPX-Datei

Die Höhenprofile habe ich mit dem Freeware-Tool GPS-Track-Analyse.NET erstellt. Vielen Dank dafür!

Anden-Pässe

Die Anden-Pässe im Norden Patagoniens sind im Vergleich zu den Alpen, den Pyrenäen oder gar den nördlichen Anden nicht gerade hoch. Hier möchte ich meine Informationen zu den einzelnen Pässen kundtun.

Während der Wind im patagonischen Sommer im Flachland und an der Küste überwiegend aus südlichen Richtungen weht, so weht er in den Anden hauptsächlich vom Westen her. Im Allgemeinen ist es im chilenischen West-Teil der Anden etwas regnerischer als im argentinischen Ost-Teil. In den argentinischen Anden soll es dafür die Patagonien-Lanzenotter geben. Ich habe aber keine gesehen oder gespürt.

Mamuil Malal (Tromén) - 1207 m über NN

In Bariloche traf ich zwei Chilenen, die über diesen Pass gekommen waren. Sie meinten, von Osten her wäre der Pass sehr schwierig zu machen - wegen des staken Windes und der Steigungen auf einer steinigen Piste. Daraufhin entschied ich mich für den Hua-Hum-Pass.

Hua Hum - 659 m über NN

Von San Martín fährt ein Bus über eine fürchterliche Stein-Piste (auf die ich keine Lust mehr hatte) nach Hua Hum. Von dort ist es dann nicht mehr weit bis zur Grenze. Der freundliche Grenz-Beamte, der all meine Tasche durchsuchte, erzählte mir, die Fähre von Pirehueico nach Puerto Fuy käme schon um 15 Uhr anstatt wie früher um 17 Uhr. Glücklicherweise war es noch früh. Die Fähre kostete 3038 CH$. (ca. 4,50 €)

Puyehue - 1308 m über NN

Der Pass ist asphaltiert aber vielleicht nicht besonders spektakulär. Zudem war die Straße stark befahren bevor ich Richtung San Martín nach Norden abbog.

Perez Rosales - 1022 m über NN

Das ist eine lange Geschichte, die ich hier einmal ausführlich erzählen möchte. Landschaftlich war der Pass super schön. Allerdings kann ich dies für den argentinischen Teil nicht so recht beurteilen, da es in Strömen geregnet hatte.

Die Strecke von Puerto Varas bis kurz vor Petrohué war wenig befahren und gut asphaltiert. Auf einigen neuen Abschnitten gab es sogar eine Fahrrad-Spur. (Die ampeligen Großbaustellen sollen hier einmal unerwähnt bleiben, da sie nicht ewig nerven werden.)

6 km vor Petrohué wollte ich die Saltos de Petrohué besichtigen. Da fragte ich eine Frau, die Touri-Info-Blätter verteilte nach der Fährverbindung nach Peulla. Auskunft: 10:30 Uhr / Tickets besser schon heute am Morgen (Mañana) kaufen. Bis wann geht eigentlich der Mañana? Da es schon 12 Uhr war zog ich es vor, besser erst einmal nach Petrohué zu fahren, um morgen noch die Fähre zu bekommen.

Leider waren die letzten 6 km nicht mehr asphaltiert - schlimmer noch - die schlechteste Piste, die mir bislang in Chile begegnet war. In Petrohué wollte ich nun klären, wie ich denn mit den Fähren mit dem Rad bis nach Bariloche komme. - Rätselraten - engagiert telefonierten die Anstellten herum und ja - ich könne das Fahrrad mitnehmen. (was auch meine Information war) Das Ticket sollte ich morgen kaufen, da es gerade EDV-Probleme gab. - dann den Campingplatz Küschel (nur spanisch-sprachig, da Nachfahren von Deutschen) auf der anderen Fluss-Seite bezogen - Das Übersetzen mit dem Boot kostete 500 CH$. - am Nachmittag dann die Saltos mit Fahrrad ohne Gepäck nachgeholt - oje de Piste. Die Saltos sind sehenswert, doch ziemlich überlaufen.

Am Tag darauf wollte ich nur das Ticket kaufen. Neue Info: Wenn ich bis Bariloche fahren möchte, sollte ich auf dem Katamaran mit Patricio sprechen. - okay, erst das Gepäck bis Peulla aufgegeben, damit es nicht geklaut wird - dann endlich Patricio gefunden. Der erzählte mir sinngemäß: "Ich erkläre Dir nun was Dich dort auf der anderen Seite des Sees erwarten. Dort gehört alles unserer Firma. Ohne die läuft dort nichts." Die komplette Passage von Puerto Montt nach Bariloche koste 230 US$ und gelte als Touristen-Ausflug. Es sei nicht möglich hier nur Teilstrecken zu buchen. Das Rad könne ich mitnehmen. Natürlich könne ich auch die Überfahrt nach Peulla separat kaufen. Über die Fähr-Preise in Argentinien könne er mir dann aber nichts sagen. Dort sei er nicht mehr zuständig. Für mich war es nun eine leichte Entscheidung, nur die Überfahrt nach Peulla für 22000 CH$ (ca. 34 €) im Büro an Land zu kaufen.

Die Überfahrt war nett. Auf dem Katamaran wurde von den Heldentaten der Firma berichtet. So dürfen die Einheimischen vom See umsonst mit dem Katamaran mitfahren, was auch ihre einzige Transport-Möglichkeit sei. Und dort auf der Insel sähe man das Haus des Firmen-Besitzers. Ich sah außerdem, wie sich die ersten Gewitter-Wolken Richtung Osten auftürmten. Schluck!

Im Laden in Peulla gab es Müsli, Milch und Dosen-Pfirsiche zu kaufen - die einzige Versorgungs-Möglichkeit weit und breit. - kurz dahinter schon der Zoll - Hier wurden die Gepäckstücke der Boot-Bus-Reisenden gefilzt. Die ließen mich vor. - dann der Zoll-Beamte: "¡Listo! No hay control." ("Fertig! Keine Kontrolle") Prima!

Die dann folgende Piste war ein weiteres Mal die aller-schlechteste Chiles - schieben über Steine, schimpfen, fluchen. Die Gewitter kamen näher, und bis kurz von der Grenze hatte ich kaum Höhenmeter gewonnen.

Vor der Steigung zum Perez Rosales Pass gab es dann einen letzten Kontroll-Posten in Chile. Dort kamen dann auch die Boot-Bus-Reisenden an. - Keine Ahnung warum die so lange gebraucht hatten. Info vom Chilenische Grenz-Beamten: Gewitter seien kein Problem, aber der Weg ist steinig. Darauf fragte ich den Busfahrer, ob er mich mit dem Rad mitnehmen könne. (Noch wäre ich nicht so weit gewesen, die 230 US$ zu bezahlen.) Der hatte keinen Platz mehr, bot mir aber an, das Gepäck bis zum argentinischen Zoll mitzunehmen. Supernett, wahrscheinlich wäre ich sonst auch zusammengebrochen.

Das Rad musste ich nun die meiste Zeit über die Steine schieben. Um 19 Uhr kam ich dann in strömendem Regen in Puerto Frías an. Das Boot war schon vor einer Stunde ausgelaufen. Puerto Frías besteht nur auf dem Abfertigungs-Haus und dem Wohn-Haus des Zoll-Beamten und seiner Frau. Beide hatten die Uniform schon ausgezogen. "Gepäck! Nein, wir haben hier kein Gepäck von Dir." Dann sind wir vom Wohn-Haus zum Abfertigungs-Haus gegangen. - Da lag's. Er bot mir an, bei dem Regen im Zoll-Haus zu übernachten. Das war genial - besser als auf jedem Camping-Platz - trocken und ruhig.

Nach Auskunft des Zoll-Beamten kommt jeden Tag einmal oder zweimal ein Boot - die Zeiten seien variable. Mein Boot kam um 11 Uhr. Prima! Frage nach dem Ticket: Rodolfo fragen - Rodolfo gefunden:
Rodolfo: "Das kostet 260 ARS" (ca. 46 €)
Thilo: "Wie bitte, 260 ARS für 4 km Bootsfahrt? Findet Ihr, dass das ein fairer Preis ist?"
Rodolfo: "Nein, aber die Preise bei Tourisur sind so."
Thilo: "Ist das etwa schon der Preis bis Bariloche?"
Rodolfo: "Nein!"
Thilo: "Und was würde es dann bis Bariloche kosten?"
Rodolfo: "310 ARS" (ca. 56 €)
Thilo: "Auch mit Rad?"
Rodolfo: "Ja!"

So war mir die Entscheidung mangels Alternativen wieder einmal sehr leicht gefallen. Und schon war ich auch einer dieser Boot-Bus-Reisenden, der allerdings noch sein Gepäck irgendwie aufgeben musste. Im Preis mit einbezogen war ein Ausflug mit dem Katamaran zu den Wasserfällen Los Cantaros auf der gegenüberliegenden See-Seite. Da mach ich doch mit! Doch wann das Gepäck verladen? Den einen Reiseleiter gefragt: Chilene → nicht für Argentinien zuständig → Den Argentinier gefragt: "Wir müssen noch auf den anderen Katamaran für den Ausflug warten." Der kam. → Die Gepäck-Verlader gefragt, ob das Gepäck nach Bariloche geht. → Gelächter! "Nein, das schmeißen wir in den See." Woher hätte ich denn wissen sollen, wie hier die Fährverbindungen sind und welcher Katamaran zur Insel und welcher nach Bariloche fährt? Jedenfalls fuhr der Katamaran mit dem Gepäck und den Boot-Bus-Touris (mich jetzt mit eingeschlossen) zur Insel, setzte uns dort ab, um weitere Wasserfälle zu begucken, fuhr wieder zurück, dann wieder zur Insel und dann mit allen Passagieren nach Puerto Pañuelo - ohne Regen bestimmt ein Traum!

Dann in Puerto Pañuelo:
Thilo: "In welchem Bus kann ich das Rad mitnehmen?"
Angestellter: "Normalerweise transportieren wir im Bus keine Fahrräder." - typisch Argentinien halt.
Thilo: "Hm, Rodolfo hat aber gesagt... Na gut, dann gebt mir mein Gepäck, ich finde hier schon was."
Angestellter nach Rücksprache mit dem Busfahrer: "Gut, wir haben noch Platz für Dein Fahrrad."
→ Prima! Um 20 Uhr in Bariloche gewesen - Glück gehabt!