Tunesien (تونس / Tunisie / TN)

Landschaft

Für Tunesien habe ich dieses Kapitel nach Gouvernements gegliedert:
> Gabès (قابس)
> Tozeur (توزر)
> Gafsa (قفصة)

Leute

Die Erfahrungen, die ich mit den Tunesiern gemacht, habe waren sehr vielschichtig. Die Begeisterung, die nach dem ersten friedlichen Machtwechsel in Gafsa herrschte, konnte ich absolut teilen. Die allermeisten Tunesier waren sehr freundlich zu mir, und ich musste ihnen unterwegs viel über Deutschland erzählen. Es gab auch viele nette Gesten. So bekam ich im Vorbeifahren mal Datteln oder Wasser gereicht.

Zusätzlich zu diesen sehr positiven Erlebnissen gab es aber noch den Touri-Nepp. Manche Einheimische haben sich auf Touristen spezialisiert und positionieren sich an von Touristen stark frequentierten Orten, um diesen ihre Hilfe in Form einer Führung aufzudrängen. Dabei wird das kleinste Vertrauen, das man zu ihnen fasst, gleich schamlos ausgenutzt. So etwas sorgte bei mir dann für schlechte Laune - auch wenn es nur um eher geringere Beträge geht. Auch bei einer über einen Veranstalter gebuchten Tour wurde ich davon nicht verschont.

Und dann gab es da noch ein seltsames Ereignis am Flughafen von Djerba: Wie immer nahm ich für die Sicherheits-Kontrolle meine Sachen aus Metall ab, damit ich ohne Aufwand durch den Metall-Detektor komme. Obwohl dieser nichts meldete, wurde ich vom Sicherheits-Personal ein zweites Mal dort durchgeschickt. Inzwischen hatten sich auf dem Band viele durchleuchtete Sachen angesammelt. So nahm ich schnell meine Jacke und band sie im meine Hüften. Dabei vergaß ich, dass ich ja eigentlich noch einen Geld-Gürtel dabei hatte - natürlich mein Fehler. Dies fiel mir dann aber nach einer halben Stunde noch auf, doch die Kontrolleure (von der Polizei) fanden nichts mehr - auch nicht im Scanner.
Wenige Tage später rief ich dann von Deutschland aus am Flughafen von Djerba an, um beim Fundbüro zu fragen. Hier kam ich leider nur mit der französischen Sprache weiter, die ich nicht so ganz gut beherrsche. Dabei wurde die Leitung häufig "unterbrochen", so dass ich mehrfach anrufen musste. Letzten Endes konnte ich den Verbleib des Geld-Gürtels nicht klären. Er enthielt einen kleinen Not-Betrag in US-$ und eine Kopie meines Reisepasses. Ein ehrlicher Finder hätte sich melden können...

Tunesier sprechen Tunesisch-Arabisch - und dies überwiegend laut. Die allermeisten Tunesier sprechen sehr gut Französisch. Von Tunesiern, die angaben, Englisch sprechen zu können, bin ich dann oft doch nicht richtig verstanden worden.

Bedingungen

Leider konnte ich meine Tour nicht ganz wie geplant durchführen. Auf der Strecke von Matmata (مطماطة) nach Douz (دوز) hielt neben mir ein ziviles Fahrzeug, dessen Insassen sich mir als Gendarmerie vorstellten. Sie fragten, ob sie mich ein Stück begleiten könnten. Ich willigte ein, und sie fingen an Autos zu kontrollieren. Dann überholte ich sie - dann sie wieder mich bis aus der Gegenrichtung ein Polizei-Fahrzeug kam, dass mir dann direkt folgte. Schnell wurde mir klar: Das war wohl die Ablösung. Ich hatte eine persönliche Polizei-Eskorte.

Die Polizisten baten mir freundlich Kaffee an, und ich fragt sie, ob es denn hier gefährlich sei. Sie erklärten mir, es könnte vielleicht ein bisschen gefährlich sein, da es auf der Strecke keine Besiedlung gibt. Der Begleitschutz aber sei absolut kein Problem. Das sei ihre Aufgabe. Ich fuhr dann noch ein Stück vor dem Polizei-Fahrzeug her bis bei mir die Einsicht kam, dass die tunesische Polizei wohl Besseres zu tun hatte als meine Tour vor Terroristen zu schützen. So packte ich mein Rad ins extragroße Polizei-Fahrzeug und wir fuhren nach Douz.

Die nicht mehr beradelete Strecke

Die nicht mehr beradelete Strecke

Die Polizisten sagten mir außerdem, ich solle nicht allein über den Chott el Djerid fahren, die Strecke von Douz nach Kebili (قبلي) wäre aber kein Problem. Später am Nachmittag bekam ich dann im Hotel noch Besuch von drei weiteren Polizisten, die mir eine Eskorte nach Tozeur anbieten wollten. Da wurde mir klar: Die meinen es wirklich ernst. Ich versprach ihnen, ein Sammeltaxi (louage) zu nehmen.

Mein Louage nach Tozeur

Mein Louage nach Tozeur

Später erfuhr ich dann den Hintergrund für die Sorge der Polizei: Wenige Tage zuvor war an der Straße über den Chott el Djerid ein armer Salz-Arbeiter von radikalen Islamisten erschossen worden - ein Vorfall der in der lokalen Presse für jede Menge Schlagzeilen sorgte. Ich fand es schade, gerade die mitunter interessantesten Strecken nicht machen zu können. Eigentlich hatte ich ja alle Sicherheits-Empfehlungen beachtet.

Ansonsten sind die Bedingungen für Radreisen in Süd-Tunesien optimal. Die Verkehrsdichte ist gering, wenn man mal von der Verbindungsstraße von Gabès nach Medenine (مدنين) absieht. Die meisten Straßen sind in einem optimalen Zustand. Es fehlt ein befahrbarer Randstreifen, doch dafür sind die Straßen ziemlich breit. Am Fahrbahnrand befinden sich manchmal Schwellen aus Glas, die den Radfahrer weiter nach links auf die Fahrbahn zwingen, da rechts davon meist nicht genug Platz ist. Leider hat die Straße von Medenine nach Matmata einen schlechten Fahrbahnbelag und viele Steigungen, so dass ich dort ein wenig schieben musste.

Tunesier fahren gegenüber Radfahrern sehr defensiv. Wenn ich mal geschnitten wurde, dann hatte das Fahrzeug ein libysches Kennzeichen.

Ortsdurchfahrten sind eine Spießrutenfahrt. Neben dem tosenden Lärm der knatternden Mofas wird überall geschraubt, gebaut und geschrien. Der rechte Fahrbahnrand ist voller Sand. Vor mir fährt urplötzlich ein Auto an den rechten Rand und zwingt mich zu einem Schulterblick nach hinten. Dann fährt es ohne zu blinken wieder ab - oder doch nicht. Inzwischen kommt mir neben dem Auto in Gegenrichtung ein Mofa entgegen. In Deutschland würde man einen Tunesier wohl im Grund und Boden hupen. Doch in Tunesien geht das alles völlig ohne Aggressionen ab. Jeder nimmt Rücksicht auf seinen Vordermann und wartet halt, wenn's nicht weiter geht.
Dann fahre ich vorbei an einer Schulklasse. Es schallt mir entgegen: «Touriste!» oder «Monsieur! Monsieur! Bon jour!» Ich erwidere höflich: «Bon jour!» Das muss dann erst mal reichen - sonst werde ich die nicht mehr los. Auf die vielen Pfiffe um mich rum reagiere ich gar nicht erst. Manchmal besitzen die tunesischen Kinder aber auch selbst Fahrräder und können mir folgen: «Monsieur! Monsieur!» Zumindest wurde ich nicht immer nach einem Kugelschreiber (stylo) gefragt. Am Ortsausgangsschild ist dann schnell alles wieder vorbei.

Auf meiner gesamten Strecke gab es viele Polizei-Kontrollen. Wenn ich mal angehalten wurde, dann war dies aber nur aus Neugier. Meine Dokumente musste ich nicht vorzeigen.

Seit dem Sieges-Zug des Plastiks haben die Tunesier ihr Land in eine riesige Müllkippe umfunktioniert. Im ganzen Land liegt Plastik-Müll herum und wartet darauf, eines Tages durch Wind und Wasser ins Mittelmeer zu gelangen. Schöne Landschafts-Fotos mit Vordergrund sind nur bedingt möglich.

Hotels kosteten häufig unter 20 €. Dies ist sicherlich auch eine Folge der Tourismus-Krise, die dass Land nach den Revolutionen im arabischen Raum und durch die Euro-Krise durchmacht. Die Eindeckung mit Lebensmitteln war auch nirgendwo ein Problem.

Thema Hunde: Entgegen dem, was ich so hörte - «Ah - ça pique!», waren die Hunde alle lieb zu mir. Pfefferspray ist in Tunesien sowieso verboten.

Die Insel Djerba ist fast überall dich besiedelt und hat viel Verkehr. Bis auf ein paar schöne Strände gibt es wenig Natur.

Touristen müssen eine Ausreisesteuer von 30 TND zahlen. Wofür ist mir nicht klar, doch da ich eine persönliche Polizei-Eskorte hatte, möchte ich mich mal nicht beschweren.

Höhenprofile & GPS-Tracks

Karten-Darstellung auf www.gpsies.com

Tunesien 2014 756 km 2D 3D-S 3D-E 3D-N 3D-W GPS-Track als GPX-Datei

Die Höhenprofile habe ich mit dem Freeware-Tool GPS-Track-Analyse.NET erstellt. Vielen Dank dafür!